Das Bildmotiv vom Fuchs, den den Gänsen predigt, ist auf Miserikordien mittelalterlicher Chorgestühle weitverbreitet, in Deutschland aber nur am Niederrhein (Bässler 2002)
Meine heutige Aufnahme stammt vom Chorgestühl in Straelen, das auch eine Darstellung von Phyllis, die Aristoteles reitet, enthält. Bisher gab es auf Wikimedia Commons kein einziges Bild vom Innenraum der Straelener Petrus-und-Paulus-Kirche, nun sind es 20.
Leider gibt es für das Bildmotiv vom den Gänsen predigenden Fuchs auf Commons keine eigene Kategorie, ich fand noch:
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Klaus Graf (3. April 2016). Der Fuchs predigt den Gänsen. Archivalia. Abgerufen am 17. September 2024 von https://doi.org/10.58079/c3oi
Falls jemand die Commons-Sammlung noch durch eigene Fotos ergänzen möchte: Das Motiv findet sich auch auf dem Gestühl der Abteikirche Cappenberg: digital.zlb.de/viewer/file?pi=15239363_1881_06&file=ZfB_1881_09-10.pdf (Sp. 440)
Und am Brandenburger Dom:
http://www.in-berlin-brandenburg.com/Brandenburg/Kreisfreie_Staedte/Brandenburg/Sehenswuerdigkeiten/Brandenburger-Dom.html (mit Bild)
Das mit dem Brandenburger Dom hab ich auch schon im Netz entdeckt und plane, diese Woche ein Foto für die Commons zu machen.
Jetzt auch https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Fox_preaching_to_geese
Großartig – nun kann man’s sehen:
1. Die Darstellungen haben mal Gänse, mal Hühner als Personal.
2. Die Lübecker Steine stellen eine Geschichte dar, die weder im “Roman de renart” noch in dem niederländischen Epos “Reynaert I” und Reynaert II” (hoch- bzw. spätmittelalterlich) vorkommt.
3. Die in den drei Lübecker Schlusssteinen erzählte Geschichte, der auch die Miserikordie aus Straelen zuzurechnen ist, geht so: Der Fuchs predigt, verkleidet in Kutte, den Gänsen/Hühnern. Der Fuchs schnappt sich ein Federvieh. Die Überlebenden greifen den Fuchs an und beißen ihn/Variation: das Federviehl zieht dem Fuchs das Fell ab.
Hier ein Beispiel aus der Bretagne (im Rahmen eines hinreißend farbig gefassten Frieses überm Lettner): http://www.lavieb-aile.com/2016/01/le-jube-de-la-chapelle-saint-fiacre-du-faouet-i-le-cote-de-la-nef.html
Siehe auch noch das hübsche Märchen https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fuchs_und_die_G%C3%A4nse – die Geschichte von Tausendundeiner Nacht in einem Absatz…
Leider sprengt die füchsische Stoffgeschichte dieses Kommentarkästlein, aber zum Lesen und Anschauen noch dies:
http://classes.bnf.fr/renart/it/episodes/01.htm
(Die Variante ähnlich der Episode mit dem Raben)
http://web.archive.org/web/20041119010609/http://www.bis.uni-oldenburg.de/~havekost/needer/rey1-4.htm
(Hüte dich vor falschen Predigern…:-)
Und etwas Musik dazu?:-)
https://www.youtube.com/watch?v=anpAjLkEB9U
Das Motiv des Fuchses, die den Gänsen predigt, ist ein literarisches und taucht im Norden zwar nicht im Gestühl, aber in einem Gewölbeschlusstein von St. Katharinen in Lübeck auf: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KatharinenUnterchorBosses4thVaultRowN-3.jpg
Dort finden sich insgesamt drei Schlussteine mit Motiven aus dem mittelalterlichen Fuchs-Epos französischer und niederländischer Provenienz. https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Reynaert_in_St._Katharinen_%28L%C3%BCbeck%29
Interessant ist in Lübeck die Datierung durch die Bauforschung (mündliche Auskunft des leitenden Bauforschers): danach sind die Schlussteine als deutlich älter einzustufen als der bekannte Lübecker Inkunabeldruck des “reinke de vos”. https://de.wikipedia.org/wiki/Reynke_de_vos
Zum Fuchs-Stoff siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Reineke_Fuchs
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KatharinenUnterchorBosses4thVaultRowN-3.jpg
als Schlusstein im Unterchor der Franziskanerkirche St. Katharinen in Lübeck; sieh auch
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Reynaert_in_St._Katharinen_%28L%C3%BCbeck%29
Da hatte man anscheinend dieselbe Idee?:-)
Danke für die Bestätigung!