http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27137/1.html
Dr. Who ist auch ein Beispiel dafür, wie dezentrale Archivierung durch Privatkopien Kulturgüter rettet. Zwischen 1967 und 1978 ging ein großer Teil des Materials verloren. Bei weitem nicht alle der fehlenden Episoden ließen sich später aus den Archiven anderer Länder wiederherstellen. Die BBC griff deshalb auch auf alte private Betamax-Videobänder, Super-8-Aufnahmen vom Fernsehschirm und sogar Audiokassetten zurück, um die Löcher im Archiv zu stopfen. Als ausgesprochen erfolgreich erwies sich dabei eine Verbindung von Fans, das so genannte “Restoration Team”. Viele der später auf DVD veröffentlichten Folgen gehen auf die Arbeit dieser Freiwilligen zurück.
Beim deutschen Fernsehen ist man da noch lange nicht so weit: So leugnet etwa das gebührenfinanzierte ZDF trotz Vorlage von Beweismaterial aus alten Fernsehzeitschriften weiterhin beständig, dass die in den frühen 1970ern entstandene Science-Fiction-Serie Alpha Alpha jemals auf dem Sender lief. Anfragen nach Kopien laufen so ins Leere. Stattdessen wurden zur Einsparung von Lagerkosten massenhaft Archivbestände vernichtet und Foren abgemahnt, in denen Fans VHS- und DVD-Kopien von nicht mehr ausgestrahlten Fernsehserien per Postversand tauschten.
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Klaus Graf (25. Januar 2008). Medienarchivare vernichten, Privatleute bewahren und werden dafür abgemahnt. Archivalia. Abgerufen am 5. Dezember 2024 von https://doi.org/10.58079/byrz
Kurze Korrektur:
Die in den 70er und 80er kassierten Sendungen wurden nicht “zur Einsparung von Lagerkosten” kassiert, sondern weil die MAZ-Bänder zur damaligen Zeit immens teuer waren und sie nach der Kassationsentscheidung neu bespielt werden konnten. Die Kassationsentscheidung trafen übrigens schon immer nicht die Medienarchivare allein, sondern ein Gremium aus Mitarbeitern der für die Sendung zuständigen Redaktion und die Medienarchivare zusammen.
Heute werden übrigens fast keine Kassationsentscheidungen mehr gefällt und die Sendungen überwiegend komplett archiviert (manchmal fordert aber auch der Recheteinhaber das Sendematerial zurück).
Die gespenstische Anmut, die die gerne nachts mal ausgestrahlten Übertragungen der Olympischen Spiele 1972 in München ohne den (offenkundig nicht archivierten) Fernseh-Audiokommentar haben, ist auch ganz nett, aber es wäre sehr zu begrüßen, wenn da die ein oder andere Tonspur noch auftauchte.