http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,606766,00.html
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Klaus Graf (16. Februar 2009). Gähn – auch der SPIEGEL schreibt was über Langzeitarchivierung. Archivalia. Abgerufen am 5. Dezember 2024 von https://doi.org/10.58079/bw48
Gähn? Der Text beinhaltet zwar größtenteils Allgemeinplätze was aber daran zum Gähnen sein soll bleibt ein Rätsel. Digitale Archivierung ist und bleibt eines der zentralen Probleme der Archive im 21. Jh. insofern ist dies weniger langweilig, sofern nicht das digitale Vergessen im Fokus steht – was kein Ziel der Archive ist.
Froh sein… …sollten wir Archivare, wenn unsere Probleme von den Mainstreammedien aufgegriffen werden. Gesellschaftliches Interesse und damit auch Finanzmittel lassen sich so nachhaltiger erzielen.
Erfreulich… …ist die Medienaufmerksamkeit tatsächlich. Schade ist allerdings, dass nach all den Jahren an Forschung und Erfahrung ein Mainstreamartikel zum Thema halt immer noch völlig einseitig auf Speichermedien fokussiert ist. Das führt nicht nur zu Widersprüchen im Artikel selber (Festplatten halten nur ein paar Jahre, aber in der als diffuse Hoffnung präsentierten “Cloud” würden die Daten selbstverständlich auch auf Festplatten liegen), es lässt auch zu wenig Platz, um die archivische Speicherung als ganzes sowie das Hauptproblem der Erhaltung der Verstehbarkeit der Daten zu diskutieren.
Froh sein ? 1) Wenn die Wahrnehmung in den Mainstreammedien zur Erlangung von Finanzmitteln wichtig ist: warum wird dann nicht entsprechende Öffentlichkeitsarbeit vom Berufsverband, den staatlichen Archiven (wg. der dort vorhandenen (Wo)manpower)und den Ausbildungsstätten gemacht ?
2) Sollen wir wirklich froh sein über ein solch abgestandene Berichterstattung. Mir scheint, da hat sich der Schreiber dem archivischen Vorurteil angepasst.
3) Glaubt man ernsthaft, dass ich morgen meine Vorgesetzten mit diesem Spiegel-Artikel weichklopfen kann.
Allgemeinplätze Es ist zugegebenermaßen so , dass der Artikel abgestandene Weisheiten wiederholt, die einen sehr einseitigen Blick auf das Problem der Langzeitarchivierung legen. Mit der Speicherung auf egal welchen Datenträgern ist es nicht getan. Dass elektronische Archivierung mehr umfasst steht selbstredend außer Frage. Nur wann liest man überhaupt etwas in dieser Hinsicht in Magazinen a`la Spiegel? Zumeist wird mit Archivieren das klassisch-verstaubte Bild verbreitet. Allein die gesellschaftliche Akzeptanz des Problems “Sicherung des digitalen Erbe” in schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung – wenn auch nur ein kleiner. Gesellschaftliche Akzeptanz fördert schlussendlich auch die Vergabe von Finanzmitteln, warum soll denn für etwas Geld ausgegeben werden, was niemanden interessiert und keiner braucht? – in Sachen elektronische Archivierung schaut dies mit entspr. Öffentlichkeitsarbeit anders aus. Diese nur über Fachverbände zu verbreiten ist ein Weg, aber nicht der alleinige. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass Artikel in Maistreammedien häufig keinen besonderen fachlichen Tiefgang haben – was in der Zielgruppe, der breiten interessierten Masse liegt. Der fachliche Tiefgang wird eher in der Fachcommunity erwartet und ist dort auch richtig. Ich finde den Unterschied ebenfalls wenig begeisternd, er ist aber leider gegeben. Nur mit Artikeln im Archivar und Auftritten auf Fachtagungen ist`s mit der Öffentlichkeitsarbeit aber nicht gegeben – denn leider bleiben die Spezialisten dort häufig unter sich.
Öffentlichkeitsarbeit …erfolgt sowohl vom Fachverband wie den Ausbildungsstätten in umfänglichem Maß – dies mit max. populärwissenschaftlichen Artikeln begleitet kann durchaus unterstützend wirken. Es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
Diskrepanz ? “Nur wann liest man überhaupt etwas in dieser Hinsicht in Magazinen a`la Spiegel?” und “Öffentlichkeitsarbeit erfolgt sowohl vom Fachverband wie den Ausbildungsstätten in umfänglichem Maß” – ist zwwischen diesen beiden Sätzen nicht eine Diskrepanz zu erkennen ?
Wir sind uns einig, dass der Spiegel-Artikel kein großer Wurf ist (?). Ist der Spiegel-Leser überfordert, wenn man populärwissenschaftlich bspw. die Lösung des Stuttgarter Stadtarchivs vorstellt ?
Lieber Prof. Schwalm, glauben Sie ernsthaft, dass sich die Kassen der Kämmerer o. ä. öffnen, wenn ich mit einem Spiegel-Artikel daherkomme und horrende Summen für die digitale Langzeitarchivierung einfordere ?
Fundraising Lieber Herr Wolf,
den Prof. können Sie gern weglassen. Dies bin ich (noch) nicht 😉
Wir sind uns einig, dass sie mit einem Spiegel-Artikel in der Hand nicht unmittelbar Finanzmittel einfordern können. Meine Argumentation zielte darauf ab zu sagen: Je mehr auch in Mainstreammedien über das Problem der digitalen Archivierung berichtet wird und (hoffentlich bald) auch mehr als Allgemeinplätze zu lesen sind, desto mehr wird das Problem auch auf der Seite wahrgenommen, welche Finanzmittel verwaltet und verteilt. Ein Thema, dass nur wenige interessiert und das keine Profilierungsmöglichkeit im Sinne “Wir haben das digitale Erbe der Stadt XYZ” gerettet etc. – sprich einen Leuchtturm, der marketingtechnisch genutzt werden kann, für ein solches Thema werden kaum Finanzmittel fließen. Sprich eher marketingbezogene und dsmit zugegebenermaßen inhaltlich bisweilen flache Artikel dienen neben der reinen Facharbeit der Akzeptanzförderung und damit schlussendlich auch der Requirierung von Finanzmitteln.
Allein mit dem Spiegel-Artikel werden wir natürlich wenig erreichen.
Ich sehe auch keine Diskrepanz zwischen “Nur wann liest man überhaupt etwas in dieser Hinsicht in Magazinen a`la Spiegel?” und “Öffentlichkeitsarbeit erfolgt sowohl vom Fachverband wie den Ausbildungsstätten in umfänglichem Maß” – das eine ist vom Grundaatz her Marketing für weniger archivfachliche Zielgruppen, das andere eher Fachmarketing (differenzierte Zielgruppenorientierung).
Für beide ist durchaus eine andere Sprache notwendig. Auch wenn ich damit selbstverständlich nicht alle Spiegel-Leser über einen Kamm scheren will.
Ein Bericht aktueller Projekte wäre sicher hilfreich – ein Vorschlag für den nächsten Spiegel-Artikel! Lassen Sie uns das Thema ggf. außerhalb des Blogs diskutieren, sonst wird´s zur reinen Privatveranstaltung 😉
3 Nachfragen 1) Warum eigentlich nicht ? Ich finde die Schlagzeile “Das Kommunalarchiv XY sichert das digitale Kulturerbe der Stadt XY” gar nicht so unspannend. Vielleicht sollte man mal einen Journalisten dranlassen ?
2) Marketing contra fachspezifisch ? Ich würde ein “sowohl als auch” sehr begrüßen!
3) Ich fühle mich geschmeichelt ob des Angebots eines Privatissime, aber warum sollen wir – und möglichst viele KollegInnen – die Diskussion nicht hier führen?