“Etwas versteckt auf der “Campus”-Seite der FAZ vom Samstag berichtet Sebastian Strauß über eine besondere Absurdität des deutschen Hochschulwesens. An den Unis lehrende katholische Theologen und Theologinnen werden zwar vom Staat bezahlt (worauf Strauß nicht weiter eingeht), aber ob sie dort lehren dürfen, entscheidet letztlich die Kirche. Es gibt auch einen Namen für dieses Recht: “Nihil Obstat”, eine kirchliche Unbedenklichkeitserklärung. Und die Kirche ist nicht nur intransparent in ihren Entscheidungen, sondern auch äußerst willkürlich, wie eine Studie zeigt: “Besonders betroffen sind Frauen: Fast jede dritte Frau gab in der Studie an, während des Verfahrens mit kritischen Rückfragen konfrontiert worden zu sein. Meist werden wissenschaftliche Inhalte und kirchenpolitische Positionierungen beanstandet. Doch die Kontrolle endet nicht mit der Wissenschaft. Auch das Privatleben der Bewerber steht auf dem Prüfstand. Neun Prozent der Befragten gaben an, Beziehungen aus Angst vor möglichen Konsequenzen bewusst verschwiegen zu haben.” (Perlentaucher)
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Klaus Graf (13. Januar 2025). Nihil obstat: Absurdität des deutschen Hochschulwesens. Archivalia. Abgerufen am 17. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/132n0
Die Alma Mater in Würzburg verdankt dieser Posse einen weiteren Lehrstuhl: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Seidlmayer
“Ab 1946 übernahm er zunächst eine Lehrstuhlvertretung in Würzburg und wurde im selben Jahr ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Würzburg. […] Nach der Scheidung 1952 heiratete der Fünfzigjährige nur eine Woche später seine 28 Jahre alte akademische Schülerin Johanna Schabert. […] Die Scheidung erregte öffentliches Aufsehen. Seidlmayer war auf dem Konkordatslehrstuhl nicht mehr tragbar. Er wurde stattdessen auf eine neue ordentliche Professur berufen. Auf den konkordatsgebundenen Lehrstuhl wurde Karl Bosl berufen.”
Die emotionale Nähe von Lehrer/Lehrerin und Schüler/Schülerin wärmt mitunter das Herz.
Ist das in den Kultur- und Sozialwissenschaften anders? Oft wird bis tief in den privatesten Bereich hineingeforscht, was jemand sein könnte, um ja sicherzustellen, dass er ideologisch in den Kram passt. Wer liebt nicht die hochalbernen “Persönlichkeitstests”, die einem während Exkursionen, Seminaren und Meetings von Lehrenden und Studienkollegen abverlangt werden? Fragen wie “Sind Sie Mitglied der AfD?”, “Sind Sie schwul?”, “Meinen Sie, dass Professor XY zuviel verdient?” oder “Ist Z gestört? Der redet so wenig” haben sich nach dem Genuss von etwas Alkohol schon oft als Karrierekiller erwiesen. Schlimm ist, wenn eine umfassende soziale Partizipation am Institutsleben erwartet wird, was es unmöglich macht, sich dem Sozialmobbing zu entziehen.