Das Judensau-Relief der Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg ist bei dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg angekommen.
Von Wolfgang H. Deuling
https://www.coe.int/en/web/portal/verfahren
Weltkulturerbe St. Marien in Wittenberg
Das Judensau-Relief der UNESCO- Welterbestätte Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg ist ein um 1290 entstandenes Mal der Schande. Es zeigt Juden im intimen Kontakt mit einer Sau, um Christen vor angeblichen Verhaltensweisen von Juden zu warnen und das Judentum zu verleumden.
Besonders makaber, dass diese Dehumanisierung von Menschen und damit der Planierung des Weges nach Ausschwitz und dem Massenmord an Kriegsgefangenen – “Untermensch” – auch noch der UNESCO bei Einreichung der Stadtkirche St. Marien als Weltkulturerbe verschwiegen wurde:
https://archivalia.hypotheses.org/175398
https://archivalia.hypotheses.org/151810
Antisemitismusbeauftragter: “Judensau”-Relief in Wittenberg bewusst unterschlagen
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
Nachdem die zuständigen deutschen Gerichte versagt haben, einschließlich des Bundesverfassungsgerichtes, ruht jetzt die Hoffnung auf dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), dem unter dem 7. November 2024 nachstehende Beschwerde zugestellt wurde:
Nachwort
Dümmer und schlimmer geht’s nimmer
„Doch die alte christlich-religiöse Judenfeindschaft ist inzwischen bedeutungslos. Ihre Reste sind unerfreulich, aber harmlos. Erstens, weil Katholiken und Protestanten ihrem theologisch un- und widersinnigen Antijudaismus abgeschworen haben. Zweitens, weil beide Kirchen in Westeuropas nahezu heidnischer Gesellschaft nichts mehr wirklich «zu melden haben».“
Das schreibt der stramm konservativ/rechte Vertreter des deutschen Judentums, Michael Wolffsohn, der u.a. auch für die Beibehaltung der Wittenberger Judensau eintritt in:
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OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
wolfganghdeuling (19. November 2024). Das Judensau-Relief der Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg ist bei dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg angekommen. Archivalia. Abgerufen am 7. Dezember 2024 von https://doi.org/10.58079/12plp
@Konservativ Denkender
“Menschen, die von ihren Komplexen und Traumata regiert werden, sind nicht zu einer vernünftigen Weltbetrachtung im Stande. Wilhelm II. wurde von negativen Kindheitserinnerungen regiert und dem krankhaften Willen, einer als verspätet empfundenen Generation den Platz an der Sonne zu verschaffen. Hitler war ebenso ein Kindheitskrüppel. Er hatte seine Wurzeln in der tiefsten Unterschicht. Er war ein niemand. Er hasste genau aus diesem Grund die damalige Gesellschaft, besonders das erfolgreiche jüdische Bürgertum, das er aufrichtig beneidete.”
Darf ich Sie fragen, welche Informationen Ihnen für diese Schlussfolgerung zugrunde liegen? Sind Sie etwa ein zeitreisender Psychologe, der mit den beiden lange persönliche Gespräche geführt hat? Das finde ich ja spannend!
“Linkes Denken ist für Komplexgeplagte aller Art besonders empfänglich: Es unterstellt, dass es in der Welt ungerecht zugehe, alles falsch verteilt sei und diejenigen, die von unten kommen, per se benachteiligt seien. Dass auch die 68er Probleme mit Mami und Papi hatten, ist hinlänglich bekannt. Die 68er waren Kinder einer Generation, die den Mief der Sparsamkeit und Engstirnigkeit der 50er Jahre noch mitbekommen hatte und plötzlich merkten, dass der von den Alten mühsam aufgebaute Wohlstand ihnen ganz andere Möglichkeiten verschaffen würde. Die Komplexe sind trotzdem geblieben. Der Hass z.T. auch.”
Interessant! Sie waren nicht nur als Zeitreisender unterwegs, sondern haben sogar mit allen “links”-Denkenden gesprochen- dass nenne ich eine herausragende Leistung! Mich würde echt brennend interessieren, wie sie das geschafft haben!
“Die gesunde Einsicht, dass Wohlstand durch allzu große Selbstentfaltung verspielt werden könne, wurde an die eigenen Kinder nicht weitergegeben. Der wurde als selbstverständlich angesehen. Das Resultat sind die Grünen. Deren Neid auf Bildung, Niveau, Besitz und selbstbewusste Eigenidentität ist ganz offenkundig. Klassische Linke. Dumm nur, dass Leute mit einer solchen Grunddisposition das Land regieren!”
Stimmt! Die Grünen sind an allem Schuld! An den Komplexen von Willi und Adi, damit auch am 1. und 2 Weltkrieg, am Kalten Krieg, am Klimawandel, an der Pest, an der Kreuzigung Jesu, am Austerben der Dinosaurier, an ihrem gebetsmühlenartigen Nachgeplapper rechter (und unbelegter) Narrative.
“Denken” bedeutet z.B. dass man auch für Argumente anderer zugänglich ist, diese reflektiert und eventuell auch mal seine eigene Meinung anhand der Faktenlage korrigieren kann – das kann ich bei Ihnen und anderen konservativ “denkenden” Menschen aus meinem Umfeld leider nicht feststellen – eher eine konservierte Ideologie in fein verpackter und pseudointellektueller Sprache. Aussagewert = 0
@Linksdenkender Ich bin zumindest so schlau, dass ich sehe, dass
– sehr viele deutsche Krankenhäuser morgen pleite sind
– dass das Gesundheitswesen in Gefahr ist
– dass Renten in Gefahr sind
– dass Wohnungsnot ein großes Problem ist
– dass ThyssenKrupp morgen pleite ist
– dass Bayer morgen pleite ist
– dass der Weltkonzern Volkswagen aus Deutschland weggeht
– dass die Deutsche Bahn AG schwerste Probleme hat
– dass die Bundeswehr katastrophal unterfinanziert ist
– dass selbst deutsche Premiummarken ernsthafte Schwierigkeiten haben
– dass Deutschland flächendeckend deindustrialisiert wird
– dass wir Entwicklungen auf dem IT-Sektor verschlafen haben und weiterhin verschlafen
– dass Migranten in kaum einem anderen Land so schlecht integriert sind wie in der BRD
– dass führende linke Politiker z.T. krasse Bildungsdefizite aufweisen
– dass wir uns international lächerlich machen
– dass Steuern- und Abgaben Weltniveau haben
– dass wir Stromkosten auf Weltniveau haben
– dass junge deutsche Menschen und Familien z.T. extrem belastet werden
– dass wir Bürokratie auf Weltniveau haben
– viel zu hohe Lohnkosten
– dass wir jahrzehntelang die Vergangenheit bewältigt haben, offensichtlich ohne Erfolg
– dass alles nicht wichtig ist, nur linke Ideologie
– dass sich Millionen Bürger von der Demokratie abwenden und rechtspopulistisch wählen
– dass in einigen deutschen Ministerien und öffentlichen Institutionen anerkanntermaßen italienische Verhältnisse herrschen.
– dass die ach so schädlichen “deutschen” Sekundärtugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Anstand und Staatstreue für bestimmte Milieus offenkundig “Mist” sind.
Stattdessen werden postmaterialistische Werte wie Menschlichkeit, Kreativität, Selbstverwirklichung und soziale Werte wie Solidarität als Grundlage eines Staates angesehen, dem schon bald das nötige Kleingeld fehlen könnte, um “den Menschen” (von “Deutschen”/”Bürgern”/”Mitbürgern” ist nie die Rede) Kreativität, Selbstverwirklichung, Solidarität und “Menschlichkeit” zu ermöglichen. Kommt ja alles aus dem Nichts. Friede und Wohlstand hängen ja nicht miteinander zusammen.
Ist einmal die Pleite da, sind schließlich alle schuld, die Juden, die Ausländer, die Populisten, die Wirtschaftslenker und die Politiker, nur nicht die Generation, die reformunwillig war. Billionenschulden und Misswirtschaft übersieht man gerne. Arroganz ist angebracht – man hat als Generation (sich) etwas geleistet: Nämlich Billionenschulden. Wer hat objektiv damit angefangen? Willy Brandt. Unter den sozialdemokratischen Kanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt verfünffachte sich die Staatsschuld. Alle waren begeistert. Vorher ging es sehr solide zu. Da wären wir wieder bei den 68ern, ihren Kindern, Enkeln und ihrer grandios vorbildlichen Einstellung zum demokratischen Gemeinwesen. Spendierhosen und großes Mundwerk, aber unter dem Strich keine reelle Leistung. Das ist die Realität.
Schon der verstorbene bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauss (1915 bis 1988) ordnete das Denken der 68er für die kommende Zukunft folgendermassen ein: “Wir stehen doch vor der Entscheidung: Bleiben wir auf dem Boden trockener, bürgerlicher Vernunft und ihrer Tugenden oder steigen wir in das bunt geschmückte Narrenschiff Utopia ein?” Recht hatte der Mann. Er war Zeitzeuge und damals alt genug, um die Dinge aus der Distanz betrachten zu können.
Ich glaube, dass jede weitere Diskussion sinnlos ist. Einsparmaßnahmen im Archivwesen und im Kulturleben sind unter den jetzigen Umständen eine ausgemachte Sache. Daran geht kein Weg vorbei. Diskussionen wie über die “Judensau” sind sinnlos, solange nicht einmal ansatzweise Selbstkritik erfolgt. Wozu eigentlich der Aufwand? Der fette Rotstift wartet …
@ Konservativ Denkender
Ich kann mich an meinen gymnasialen Englischlehrer im Jahr 1960 erinnern, der seinen Unterricht mit einem Schuss Ironie so einleitete:
Mien Fruen un Herren, wi fangen an as ümmer mit Henwies op de Mecklenborgsch Landordnung:
§ 1 Dat weer all ümmer so
un
§ 2 Dat blifft allens bi dat Ool.
Transkribiert vom Plattdeutschen ins Hochdeutsche:
Meine Damen und Herren, wir beginnen wie immer mit dem Hinweis auf die Mecklenburgische Landordnung:
§ 1 Es war schon immer so
und
§ 2 Es bleibt alles beim Alten.
Schlimm das alles.
Aber Sie haben Glück! Da Sie ja anscheinend das Geheimnis der Zeitreise entdeckt haben, reisen Sie doch einfach in die “gute alte Zeit” zurück, in der Frauen unterdrückt, Dissident:inten eingesperrt, Arbeiter:innen ausgebeutet wurden und nationalistische, sozialdarwinistische Werte noch zum guten Ton gehörten. Öffentlicher Personen Nah-und Fernverkehr, Infrastruktur, Gesundheitsversorgung – alles Mist, den es damals nicht gab, ergo: kein Geld gekostet hat! Großkonzerne, die sich im kapitalistischen Fahrwasser verirrt haben – kein Problem – gehören ja quasi zur Familie der Regierenden! Den Adelstitel gibts gratis obendrauf! Zukunft für die Jugend? Die stolze Armee! Da gibts dann gleich die richtige Erziehung in deutscher Zucht und Ordnung (das liegt den Deutschen ja in den Genen!). Damals gab es auch nur Deutsche – Menschen? So ein egalitärer Quatsch! Gibt ja auch verschiedene Hunderassen! Und damals wurde sich noch gewehrt, wenn ein Deutscher auch nur scheel angeschaut wurde! Und zwar gnadenlos! *Ironie_off*
Lieber Mann: Alle politischen Systeme sind vergänglich. Das gilt auch für Demokratien. Meist sind es nicht äußere oder innere Feinde, die ein solches System vernichten. Es sind die Systeme selbst, die ihre eigene Zerstörung herbeiführen. In aller Regel ist es die unbegrenzte Expansion, die ein System zum Zusammenkrachen bringt. Was für Ludwig XIV. Versailles, ein verwöhnter Adel und hochbezahlte Künstler waren, sind für die Bundesrepublik die unkontrollierte Zuwanderung, die Energiewende und die Unterhaltung eines Apparats von Claqueuren, der tief in den Medienapparat und die Professorenschaft in den Kulturwissenschaften hinreicht.
Die Frage der Kosten spielt keine Rolle.
Verschwörungstheorie? Keineswegs. Der Vergleich ist gar nicht einmal so abwegig. Das Bundeskanzleramt erreicht mittlerweile Dimensionen, die Versailles deutlich übertreffen. Der König von Frankreich hatte keinen eigenen Hubschrauberlandeplatz und finanzierte auch keine Fahrradwege in Peru. Nur die Kosten für den Frisör werden denen von Frau Baerbock geähnelt haben.
Der Sonnenschein ist derselbe, er lacht nur nicht mehr dem Adel, sondern stolzen Arbeitersöhnen – und Enkeln, die ihre Leistungen für dieses Land weit überschätzen. Und auch das ist nicht bloß Ressentiment. Ganze Bevölkerungsgruppen werden in der Bundesrepublik “hofiert”. Das reicht vom VW-Arbeiter, der bei gleicher Leistung das Doppelte verdient wie ein vergleichbarer Arbeitnehmer im europäischen Ausland bis zum hochsubventionierten millionenschweren Kleinlandwirt und zur gehobenen Beamtenschaft, die auch nicht besser arbeitet als die in Rumänien oder Polen und am Ende doch nur eines zu Wege bringt: Bürokratie und Gängelei.
Dass andere Länder uns wettbewerbsmäßig davoneilen und die Jugend AfD wählt, ist nicht Ausdruck von Darwinismus, Nationalismus und einer ewiggestrigen Grundhaltung, sondern Resultat selbstverschuldeter Hybris. Das Ergebnis der hochgepriesenen sozialliberalen Politik wird ein gesellschaftlicher Rückfall in überholt geglaubte Verhältnisse sein: Extreme soziale Unterschiede, harte soziale Verteilungskämpfe, schwere gesellschaftliche Spaltung, Radikalisierung der Jugend, Aufkeimen der Ressentiments und in letzter Konsequenz eine gravierende Verarmung der Gesellschaft. Damit wären wir wieder in der “guten” alten Zeit.
Wer ist schuld daran? Gewiss nicht Juden, Ausländer, Rechte oder Populisten. Es ist eine Generation, welcher der soziale Erfolg leicht gemacht wurde, indem der Jugend die Zukunft genommen wurde. Auch das ist kein Gerede, sondern lässt sich an der Staatsverschuldung und der Vernachlässigung der Infrastruktur, unterbliebenen Investitionen in Bildung etc. spielend leicht nachweisen. “Generation Alibi” wäre eine gute Bezeichnung für die zwischen 1950 und 1980 Geborenen. Ganz in diesem Sinne wäre eine konservative Wende wünschenswert, die demokratisch ist, aber dem jahrzehntelangen Humbug des tonangebenden sozialliberalen Milieus Schranken setzt.
Einschnitte bei Förderinstitutionen und Parteistiftungen wären sehr begrüßenswert. Nur ein kleines Beispiel: Die Partei mit den höchsten Einnahmen ist z.B. die SPD. Sie verfügte laut ihrem Rechenschaftsbericht 2020 über Gesamteinnahmen von 160,8 Mio. Euro. Die AfD hatte im vergleichbaren Zeitraum nur 24 Millionen zur Verfügung, obwohl sie die SPD mittlerweile in der Wählergunst deutlich überholt hat. An solchen Beispielen lässt sich ablesen, dass man den Gürtel enger schnallen kann, was selbstverständlich auch für den z.T. noch sehr gut ausgestatteten Wissenschaftssektor gilt, der nun wirklich nicht frei von Politisierung ist.
Ich schreibe das auch nur deshalb, weil im Kulturbereich mit harten Einschnitten zu rechnen ist und die Frage, wie denn eigentlich Mittel in diesem Bereich verteilt werden, Teil scharfer Diskussionen sein wird. Auch im Archivwesen sind krisenbedingte Einsparmaßnahmen durchaus zu spüren.
Aus Ihren Worten kann ich nur entnehmen, dass keinerlei Wille zu Reformen erkennbar ist. Darüber zu sinnieren, wieso das eigentlich so ist, sei mir erlaubt.
Jetzt muss ich aber doch mal nachfragen: Sind Sie Satiriker:in oder glauben Sie wirklich, was Sie hier schreiben?
Und mal unter uns: Was verlangt Baerbocks Friseur denn?
Was dieser geifernde Kommentar von Deuling in Archivalia zu suchen hat, immerhin dem Zentralorgan für die Bewahrung von Kulturerbe, erschließt sich mir nicht.
Ja, das hatte ich auch, v.a. beim Nachwort, gedacht!
Die Kastration von Geschichte hat noch nie geholfen, ein besseres Verständnis für sie zu erzeugen. Für einen echten Lerneffekt wäre es besser die Geschichte differnzierter zu betrachten. Mit diesem Welt- bild müssten eben auch alle Kreuzdarstellungen entfernt werden, da die Kreuzigung ja durch ein Urteil von Juden herbeigeführt wurde und sie nun durch deren Anblick ewig belastet werden.
Viel besser wäre es aber, auf die damaligen Umstände hinzuweisen, über die politisch völlig korrekt Denkende natürlich nie sprechen. Für die Versorgung von Städten waren damals zum großen Teil jüdische Händler zuständig, die auf Grund der Gefahr ausgewiesen zu werden, ihren jüdischen Geldgebern sehr hohe Zinsen bezahlten mussten. Dieser Umstand begründete dann auch das Bild des Wucherers. Doch dieses raffinierte Konstrukt der Kirche, dass nur Juden Geld verleihen konnten, ermöglichte so auch die rasche Entschuldung der Kredit-nehmer bei einer drohenden Pleite. Aus dem Grund gab es auch im- mer eine hohe Korrelation zwischen einer Geldknappheit, der Pleite von Herrschern und einem Progrom. Waren die Geldverleiher tot, konnte somit das Spiel von neuem beginnen.
Ein geradezu ideales Beispiel bietet die Reconquista, wo nach dem Sieg bereits am nächsten Tag sämtliche Juden vertrieben wurden. Auch hier konnte sich die mittellose Krone nur so entschulden. Frisches Geld sollte ja nun Columbus aus Übersee heranschaffen, der am Tag des Sieges in die Neue Welt aufbrach. Der unsägliche Eifer, mit dem nun dieses Relikt der abdentländischen Wirtschaftsge-schichte beseitigt werd en soll, zeigt offenbart eigentlich nur die völlige Unkenntnis der Materie und aus der kann man einiges lernen.
Viele dieser Narrative sind nach 1945 speziell von Linken weitererzählt worden. Weil man sich als moralisch überlegen ansah.
Bankenkritik, Reichenschelte und Gerechtigkeitsdebatten haben fast immer die Merkmale des strukturellen Antisemitismus erfüllt. Der strukturelle Antisemitismus hetzt nicht gegen „die Juden“ – sondern gegen „die Hochfinanz“ und „die Reichen”. Es ist sehr leicht, die Schuld an Wirtschaftskrisen und Armut auf die da “oben”, das “Establishment” oder “fremde Mächte ” abzuschieben. Die Suche nach dem Schuldigen ist viel leichter als rationale Fehleranalyse – sie verhindert die Antwort auf schmerzhafte Tatsachen.
Demokratie, weltoffene Gesellschaft und Umverteilung sind keine geeigneten Mittel, um den Normalmenschen den moralischen Spiegel vorzuhalten. Kein Politiker, der gewählt werden will, würde das machen. Das Phänomen Antisemitismus wurde 70 Jahre lang als reines Produkt der Naziideologie hingestellt. Der Holocaust war Resultat der Nazideologie. Gewiss. Ohne den ganz normalen Antisemitismus des durchschnittlichen Bürgers, den es vor den Nazis gab, wäre er jedoch so nie möglich gewesen. Das Ergebnis war eine schlampige Auseinandersetzung darüber, was dazu führt, dass ganz normale Menschen sich Sündenböcke suchen.
Das heutige Problem ist die mangelnde Vorstellungskraft. Man konnte sich eine Wohlstandsdemokratie ohne Wohlstand nicht vorstellen. Man dachte, dass nicht das Geld die Gesellschaft zusammenhält, sondern Werte. Man ging davon aus, dass eine weltoffene, bunte und plurale Gesellschaft aus sich selbst heraus “gut” sein müsse. Der multikulturelle Melting-Pot wurde beinahe schon als Vorstufe zum Paradies gepriesen.
Speziell die jüdische Gemeinschaft muss jetzt erfahren, dass es anders kommt. Zeitzeugenmeetings Denkmäler und Erinnerungstafeln sind hilflose Versuche einer Gesellschaft, die sich selbst nicht mehr ausstehen kann.
Ideologie ist eben nicht immer hilfreich. Das Gegenteil von gut ist meist nicht böse, sondern gut gemeint. Jedenfalls ist es beschämend, dass nach 70 Jahren Vergangenheitsbewältigung der Mist wieder am dampfen ist und z.T. von Kräften ausgeht, die man vorher als lupenrein demokratisch ansah. Das ist das eigentlich Erschreckende.
https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/charlotte-knobloch-fordert-rauswurf-von-kulturstaatsministerin-roth/
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/antisemitismus-straftaten-102.html
@Konservativ Denkender
Mein Weltbild ist durch Erfahrungen der 1940er, 50er Jahre, 60er Jahre in den Niederlanden/Deutschland, das Elternhaus und meinen Mentor, den säkularen jüdischen Intellektuellen, Hans Franken, einen Freund meines Vaters, geprägt.
Die Logik Ihrer Ausführung zum Topos „struktureller Antisemitismus“:
>>Bankenkritik, Reichenschelte und Gerechtigkeitsdebatten haben fast immer die Merkmale des strukturellen Antisemitismus erfüllt. Der strukturelle Antisemitismus hetzt nicht gegen „die Juden“ – sondern gegen „die Hochfinanz“ und „die Reichen”“<<
ist für mich nur dann nachvollziehbar, wenn man alle Juden mit „die Hochfinanz“, „die Reichen“, attribuiert, was nun in der Tat ein Kern des Antisemitismus ist.
Wie unsinnig dieses Narrativ ist haben die Massendemonstrationen in Israel im Jahr 2011 bewiesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_in_Israel_2011/2012
https://www.zeit.de/politik/ausland/2011-07/massenproteste-israel-soziale-gerechtigkeit
Wie zu Zeiten als 68er Student beteilige ich mich auch heute noch an Gerechtigkeitsdebatten und finde die aktuelle Verteilung von Geld, Einkommen, Vermögen weltweit zum Himmel schreiend.
Ich hoffe nicht, dass Sie mich bei den strukturellen Antisemiten einreihen.
Die 68er waren auch nur Kinder ihrer Eltern. Das darf man nicht übersehen. Etwas weniger Egoismus unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit und Gleichmacherei und dafür mehr gesunder Menschenverstand hätte dem Land definitiv besser getan. Die ganze Umverteilung hat einer Generation genützt, aber nicht der Jugend. Das kann man ganz deutlich am Wahlverhalten ablesen. Der Singsang von der Ungerechtigkeit in der Welt ist nichts anderes als gefährlicher Sirenengesang, der nichts bringt und schädlich für die Demokratie ist. Wer wirklich arm ist bzw. prekär lebt, interessiert sich nicht für Gerechtigkeitsfragen, sondern dafür, wie er täglich um die Runden kommt. Dieses theoretische Sozialsein war immer ein Grund für mich, nicht links zu wählen. Der linke Antisemitismus sollte Anlass dazu sein, sich als Generation einmal selbst kritisch zu überdenken.
@ Konservativ Denkender
>>Der Singsang von der Ungerechtigkeit in der Welt ist nichts anderes als gefährlicher Sirenengesang, der nichts bringt und schädlich für die Demokratie ist.<<
Glauben Sie wirklich, dass die zwei Großkatastrophen des 20. Jahrhunderts, der 1. und 2. Weltkrieg, ein Resultat linken Denkens waren?
Hat die Sozialdemokratie mit ihrem "Singsang von der Ungerechtigkeit" Millionen Tote auf dem Gewissen?
Waren Wilhelm II aus dem Hause Hohenzollern und Adolf Hitler heimliche Linke?
@Deuling
Hervorragende Beispiele!
Menschen, die von ihren Komplexen und Traumata regiert werden, sind nicht zu einer vernünftigen Weltbetrachtung im Stande. Wilhelm II. wurde von negativen Kindheitserinnerungen regiert und dem krankhaften Willen, einer als verspätet empfundenen Generation den Platz an der Sonne zu verschaffen. Hitler war ebenso ein Kindheitskrüppel. Er hatte seine Wurzeln in der tiefsten Unterschicht. Er war ein niemand. Er hasste genau aus diesem Grund die damalige Gesellschaft, besonders das erfolgreiche jüdische Bürgertum, das er aufrichtig beneidete.
Linkes Denken ist für Komplexgeplagte aller Art besonders empfänglich: Es unterstellt, dass es in der Welt ungerecht zugehe, alles falsch verteilt sei und diejenigen, die von unten kommen, per se benachteiligt seien. Dass auch die 68er Probleme mit Mami und Papi hatten, ist hinlänglich bekannt. Die 68er waren Kinder einer Generation, die den Mief der Sparsamkeit und Engstirnigkeit der 50er Jahre noch mitbekommen hatte und plötzlich merkten, dass der von den Alten mühsam aufgebaute Wohlstand ihnen ganz andere Möglichkeiten verschaffen würde. Die Komplexe sind trotzdem geblieben. Der Hass z.T. auch.
Die gesunde Einsicht, dass Wohlstand durch allzu große Selbstentfaltung verspielt werden könne, wurde an die eigenen Kinder nicht weitergegeben. Der wurde als selbstverständlich angesehen. Das Resultat sind die Grünen. Deren Neid auf Bildung, Niveau, Besitz und selbstbewusste Eigenidentität ist ganz offenkundig. Klassische Linke. Dumm nur, dass Leute mit einer solchen Grunddisposition das Land regieren!
Ich denke, dass die Diskussion nicht weiterführt.