Der Aufsatz von 2025 ist kostenlos einsehbar: https://doi.org/10.1515/mgzs-2025-0003
Kategorie: Geschichtswissenschaft
Hippolyttag: Feier des Stadtpatrons von St. Pölten
“Das Museum am Dom lädt Besucher der Stadt ein, am Sonntag, dem 10. August, den Diözesan- und Stadtpatron von St. Pölten zu feiern – mit einem abwechslungsreichen Programm für die ganze Familie!
Zum Gedenktag des Heiligen Hippolyt (13.08.) laden wir herzlich zu einem abwechslungsreichen Programm im und rund um den Dom ein.
Freuen Sie sich auf eine feierliche Messe mit Bischof Alois Schwarz, spannende Einblicke in aktuelle Restaurierungsprojekte, Mitmachangebote für Groß & Klein, Führungen durch Ausstellungen und verborgene Orte – und auf ein besonderes musikalisches Highlight am Abend.
Und weil es auch ein Fest für die Sinne ist: Probieren Sie die neue, eigens kreierte Eissorte „Blutorange-Topfen“ – nur am 13. August, kostenlos für alle Besucher:innen.”
Über Stadtpatrone: https://archivalia.hypotheses.org/?s=stadtpatron
Later Medieval Germany 1250-1520: Bibliography of Works in English (2018)
The Works and Times of Johan Huizinga (1872–1945)
Das Buch von Thor Rydin (2024) ist Open Access:
https://www.aup.nl/en/book/9789048557585/the-works-and-times-of-johan-huizinga-18721945
Der bayerische Chronist Garibalus als Quellenfiktion
(Preprint) Antje Thumser: Die ‘Bayerische Chronik’ des Ulrich Fuetrer. Überlieferung – Textgenese – Produktions- und Wirkungsstrategie (= Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 154), Wiesbaden: Reichert Verlag 2024
XII, 668 S., ISBN 978-3-7520-0767-1, EUR 128,00
Der Maler Ulrich Fuetrer, vermutlich um 1430 in Landshut geboren, ist ab 1453 in München bezeugt, wo er um 1496 gestorben sein dürfte. Man kennt ihn vor allem als Verfasser umfangreicher literarischer Werke zu Grals- und Artusromanen im Auftrag von Herzog Albrecht IV. von Bayern-München, entstanden ab ca. 1470.
Quellenkundlich wenig beachtet wurde dagegen die um 1480 ebenfalls von Albrecht beauftragte Bayerische Chronik, der sich diese 2020 eingereichte altgermanistische Dissertation der FU Berlin zuwendet. Die Darstellung folgt den Redaktionen des Werks und stützt sich jeweils auf akribische Handschriftenbeschreibungen. Diese werden ergänzt durch gelungene Interpretationen der einzelnen Abschnitte, wobei immer auch die von Fuetrer herangezogenen Quellen berücksichtigt werden. Für die Zeit nach Karl dem Großen nimmt die Autorin ausgewählte Abschnitte der zweiten Redaktion in den Blick. Diese enden jedoch mit dem angeblichen Giftmord an Ludwig dem Bayern 1347. Die Zeit bis 1462 (nach Ansicht Thumsers endet die zweite Redaktion mit diesem Datum abrupt: 365) wird kaum thematisiert (allenfalls 314).
Thumsers Sichtung der Überlieferung überzeugt. Von den vier Redaktionen gehen zwei auf Fuetrer zurück. Als Reinschrift der ersten Redaktion wird die wichtige Dresdener Handschrift P 47 erwiesen, die auch online zur Verfügung steht. Von der zweiten Redaktion existieren fünf mittelalterliche Handschriften aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Reinhold Spiller, der die Chronik 1909 herausgab, hielt sich an die Tegernseer Handschrift MüT (Cgm 225, nicht online). Das geplante Dedikationsexemplar MüP (Cgm 43, online) steht aber MüF (Clm 18451, online), einem fragmentarischen Arbeitsexemplar des Chronisten, näher (bzw. wurde nach Thumser 418 direkt aus ihm abgeschrieben).
Von den Handschriften der dritten Redaktion liegt keine online vor. Spiller dachte an den niederbayerischen Kanzler Peter Paumgartner als Verfasser, während Thumser den Namen des ca. 1512 verstorbenen Rentmeisters Matthäus Prätzl hypothetisch ins Spiel bringt (565-568). Nur knapp wird die in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstandene vierte Redaktion behandelt. Die Reinschrift liegt im Geheimen Hausarchiv (Hs. 31, nicht online), während zwei Bilderhandschriften (Cgm 1604, Cgm 2799) digitalisiert im Internet abrufbar sind.
“Gescheitert an allen Enden” ist ein Abschnitt über die angebliche mangelnde Anerkennung der Chronik am Münchner Hof überschrieben (485). Er reiht mehr oder minder plausible Indizien und Mutmaßungen aneinander, die sich aber nur auf indirekte Zeugnisse über die Wirkung des Werks stützen können. Auch wenn man Thumser hierin nicht folgen will, ist Vorsicht bei Aussagen über die zeitgenössische Rezeption geboten.
Die Interpretationen zu Fuetrers Arbeitsweise werden in zwei Zwischenbilanzen resümiert (177-189, 366-380), die präziser ausfallen als die Zusammenfassung am Schluss (591-597).
Fuetrer hat verfälschend in die Überlieferung eingegriffen, als er bestimmte Behauptungen mit fiktiven Quellenangaben absicherte. Der “schön cronizisstt Gariballdus” (zitiert 88) hat nicht nur dem Editor Spiller Kopfschmerzen bereitet. Schon Johann Christoph von Aretin rätselte 1810 in seinem Literärischen Handbuch für die baierische Geschichte (Aretin 129-131), was es mit Garibaldus auf sich habe. Diesen Titel könnte man im Forschungsüberblick bei Thumser (62) ergänzen. Die – mich überzeugende – “[e]ndgültige Entlarvung des Chronisten Garibaldus als Fiktion” (267) stützt sich auf einen eklatanten Widerspruch zwischen den beiden Redaktionen.
Wiguleus Hund kannte 1582 einen von ihm 1466 datierten deutschprachigen Libellus zur Gründung von Kloster Benediktbeuern, der sich nach Hund auf das Speculum historiale und einen Garibaldus berief (293). Thumser sieht in diesem Werk eine frühe Arbeit Fuetrers – eine Hypothese, der man gern zustimmen würde. Ist Fuetrer aber nicht der Verfasser, hätte er sich von dem Namen zu seiner umfangreichen Quellenfiktion inspirieren lassen können. Die Annahme, dass in Benediktbeuern ein ganzes Geschichtswerk des Garibaldus vorlag, das dann von Fuetrer benutzt wurde, ist nicht zwingend. Übersehen hat die bisherige Forschung einen von Paul Joachimsen in der Rezension der Ausgabe Spillers versteckten Hinweis (Historische Vierteljahrschrift 15, 1912, 122). Er stimmte Spillers Annahme, Garibaldus sei keine erfundene Quelle, mit dem Hinweis auf “ein sicher von Füetrer unabhängiges Zitat” in der Chronik des Johannes Naukler zu. Dieser bezog sich bei Ausführungen über Aurelianus auf einen bayerischen Geschichtsschreiber Garibaldus (Teil II der Erstausgabe 1516, fol. XXXIIIr). Auch diese Stelle berechtigt nicht dazu, die Existenz von Fuetrers Quelle für erwiesen zu halten. Denn Naukler könnte eine entsprechende Mitteilung aus Bayern auch brieflich erhalten haben. Letzlich dürfte sie auf Fuetrer oder mit seiner Arbeit vertraute historisch interessierte Kreise zurückgehen.
Quellenberufungen, die Garibaldus nennen, in der kurzen Chronik im Sammelband Hs. 22 des Geheimem Hausarchivs (zitiert bei Thumser 578 Anm. 31), oder bei Veit von Ebersberg (nachzutragen ist bei Thumser die 2022 erschienene Ausgabe in der Dissertation von Katharina Meister) sind aus meiner Sicht Rezeptionszeugnisse Fuetrers, in denen die von diesem begründete Quellen-Autorität für eigene Angaben genutzt wurde. Kurz: Ich stimme Thumser zu, dass Garibaldus eine Quellenfiktion ist. Dem schließt sich auch die gerade erschienene Dissertation von Nicole Wagner an: Karl der Große als literarische Fiktion. Die narrative Inszenierung spätmittelalterlicher Geschichtsschreibung in Ulrich Fuetrers Bayerischer Chronik (2025).
Ebenfalls erfunden ist der Bischof Alfonsus von Tholosa (Register: 642). Eine weitere fiktive Quellenangabe sehe ich im Bruder Peter, auf den Fuetrer die Nachricht von der Absetzung Heinrichs des Löwen in Schwäbisch Gmünd zurückführt. Vor über 40 Jahren habe ich das in meinen “Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert” (1984, 116-118) angedeutet. Ansprechend ist Thumsers Vorschlag (596), Fuetrer könne auch den nur von ihm bezeugten Albrecht von Scharfenberg, angeblich Verfasser von Artusromanen, erfunden haben. Allerdings hatte bereits Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des Mittelalters (2012), 345, 347 diesen Gedanken geäußert.
Von großem Wert für die Geschichte der genealogischen Kultur sind Thumsers Analysen der Wittelsbacher-Genealogien und ihrer Bilderfolgen. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Bildergenealogie der Dresdener Handschrift und der Überlieferung der Fürstenbildnisse (431-484). Fuetrer war an der Erstellung der Bildergenealogie, einer Vorläuferin der frühneuzeitlichen Ahnengalerien, nicht beteiligt.
Auch wenn für eine literaturwissenschaftliche Arbeit die geringe vergleichende Einbeziehung von Fuetrers literarischem Oeuvre erstaunt, liegt mit Thumsers gründlicher Studie ein für alle zukünftigen Forschungen über Fuetrer unverzichtbares Standardwerk vor.
Klaus Graf
***
Die Rezension habe ich mit einigen Links ergänzt.
Inhaltsverzeichnis von Thumsers Arbeit: https://d-nb.info/1322311927/04
Online-Rezensionen:
https://www.sehepunkte.de/2024/11/39601.html
https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-151580
Zur Bayerischen Chronik: https://geschichtsquellen.de/werk/2378
Meister 2022 geht nicht auf die Argumentation zu Garibaldus von Claudia Willibald in der ZBLG 1987, S. 517f. (MDZ) ein. Zur Hs. 22 des Geheimen Hausarchivs: https://archivalia.hypotheses.org/21060. Zu der in diesem Beitrag behandelten 1501 gedruckten Wittelsbacher-Genealogie bereitet Frau Thumser einen eigenen Beitrag vor, der Rüxners Verfasserschaft absichern wird und der nach freundlicher Mitteilung in Band 161 (2025) der Blätter für deutsche Landesgeschichte publiziert werden wird.
Die Arbeit von Wagner 2025 ist noch kaum an Bibliotheken ausgeliefert worden. Auszug: GBS.
Über Quellenfiktionen, bei denen die Materialität der Vorlagen thematisiert wird (Manuskriptfiktionen): Codexmythen und Codexphantasien
***
Teil der Artikelserie: “Erzählende Quellen Bayerns von Andreas von Regensburg bis Aventin”
Zur Erinnerungsfunktion von Ringen im 16. Jahrhundert
Romina Ebenhöch hat auch meinen Beitrag “Ringe in Kulturgeschichte und Erzählforschung” zitiert:
https://doi.org/10.3390/arts12050182
Via Matilda
https://matilda.science/work/69756fcd-9f76-4e69-be51-aa39d1aa7786?l=fr
Video: Nationalsozialistische Herrschaft in Gemeinden Bayerisch-Schwabens
Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde: nur Ausgabe 2019/2020 kostenlos online
Helmut Kohl: Vermerke seiner Spitzengespräche unauffindbar
Geschichte der Menschheit
Eine umfangreiche Buchbesprechung von Rainer Schreg:
https://archaeologik.blogspot.com/2025/07/anfange-probleme-und-paradigmen-der.html
Das Meer im Mittelalter
Das Buch von Nikolaus Jaspert gehört zum neuen Forschungsgebiet der “Blue Humanities”, entnehmen wir
Siehe auch:
Die gefälschten “Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Herzogin Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg gebornen Markgräfin von Brandenburg”
Mit dem Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte ist auch der Aufsatz von Grieger online:
https://doi.org/10.82280/jskg.v71i.26841
Weiteres dazu: https://archivalia.hypotheses.org/218606
Encountering the Global in Early Modern Germany
Geschichte des Schmerzes
Beiträge in: https://rosa.uniroma1.it/rosa01/medicina_nei_secoli/issue/view/272
#medizingeschichte
Hegeler, Hartmut, Anton Praetorium (!) Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter
2002 besprach ich die Schrift des rührigen Pfarrers über Prätorius (nicht Prätorium) in dem nun digitalisierten Jahrbuch für westfälische Kirchengeschichte:
https://doi.org/10.82237/jwkg.v97i.4810
Ich habe den Link in meinem Dokument zu den von mir erstellten Rezensionen ergänzt:
https://docs.google.com/document/d/10doLC4Pi4UwKnD-j0eHL6QItpE-ttPAj4vTD9OIR5nk/edit?usp=sharing
Die Auswirkungen der josephinischen Klosteraufhebungen auf die Universitätsbibliothek Graz
Wettstein bis Zwoch – Die Neue Deutsche Biographie wird offiziell abgeschlossen und online fortgeschrieben
JZ weist auf einen Artikel in der FAZ hin (PAYWALL). Die letzten vier Bände sind nicht online: https://www.ndb.badw-muenchen.de/ndb_baende.htm
Sehepunkte Sammelbesprechung: 500 Jahre Bauernkrieg
Videos: Tagung Reichsstadt im Bauernkrieg
Video: Gerd Schwerhoff: Wie deutsch war der Bauernkrieg von 1525?
Neues zum Tübinger Humanisten Michael Köchlin oder Coccinius (1478-nicht vor 1512)
Dem Andenken von Dieter Mertens (1940-2014) seien die folgenden Zeilen gewidmet. Er hat vor knapp 20 Jahren Leben und Werk von Michael Köchlin, eines Schülers und Freunds von Heinrich Bebel,1 grundlegend erforscht. Vor seinen Studien beschränkte sich der Forschungsstand auf unzureichende Notizen.
1478 in Tübingen als Sohn einer gerichtsfähigen Familie geboren, studierte Köchlin ab 1490 in Tübingen. Nach einem Aufenthalt an der Wiener Universität 1500 setzte er seine Studien in Tübingen fort, wo er 1505 Dekan der Artistenfakultät wurde. Nach einem Skandal wegen einer durch eine Indiskretion bekannt gewordene Schrift zum Reichskirchenrecht musste er 1506 die Hochschule verlassen. Köchlin trat als Sekretär in die Dienste des habsburgischen Diplomaten Dr. Veit von Fürst, den er bei seinen Gesandtschaften begleitete. Als dieser 1511 Statthalter von Modena wurde, diente Köchlin ihm als Kanzler. Maximilian versuchte 1511 mit einem Schreiben an Herzog Ulrich von Württemberg Köchlin eine Pfründe am Stuttgarter Stift zu verschaffen und mit den Tübinger Doktoren auszusöhnen – offenbar vergeblich.2
Das letzte Lebenszeugnis Köchlins stammt vom 3. August 1512. In lateinischen Versen verabschiedete ihn Heinrich Bebel: Er möge gesegnete Schritte aus der (weltlichen) Heimat in die (himmlische) Heimat lenken, was auf den Eintritt in ein Kloster bezogen wird.3 Ob dieses in oder außerhalb Schwabens lag, dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Vielleicht gibt aber eine Stuttgarter Inkunabel einen Hinweis.4 Der venezianische Druck von 1493/94 gehörte Heinrich Bebel und dann Michael Köchlin (” Coccini[us] … est possessor huius”). Die Besitzeintragung einer Klosterbibliothek ist leider getilgt. Wenn Köchlin seine Bücher dem Kloster vermacht hat, in das er eintrat, könnte dieses Buch ein Hinweis darauf sein, dass er eine schwäbische Gemeinschaft wählte. Ob der Tübinger Buchbinder Johannes Zoll5 den Einband für Bebel, Köchlin oder die Klosterbibliothek schuf, lässt sich nicht sagen. Wenige Tage vor Bebels Versen Anfang August 1512 hatte Bebel Köchlin in einem Brief aus Zwiefalten (oder Zwiefaltendorf) an Georg Hermann, Kanoniker von St. Moritz in Augsburg, vom 27. Juli 1512 erwähnt.6 Es ist gut möglich, dass Köchlin das von Bebel wiederholt aufgesuchte Kloster Zwiefalten7 wählte, das in der Nähe von Zwiefaltendorf lag, wo Bebels enger Freund Leonhard Clemens als Pfarrer wirkte. Zwiefalten galt als reformierte Gemeinschaft, obwohl es sich keiner Reform formal angeschlossen hatte. Sein gebildeter Abt Georg war mit Bebel befreundet.
Über den Skandal, der seine akademische Karriere beendete, berichtete Köchlin selbst in einem Druck aus dem Jahr 1506.8 Wieso Mertens, der immer gründlich recherchierte und sich auch im Internet gut auskannte, nicht auf eine bislang unbeachtete Quelle ehemals in der Hofbibliothek Donaueschingen, heute in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Don. 7369 gestoßen ist, erscheint rätselhaft. Baracks Beschreibung lautet:
Papierhandschrift des XVI. Jahrh., 34 Blätter in 2°. Neuer Pappband.
De potestate papali et imperiali et de causa tante imperii inclinationis et reipublice Christiane ruine.
Am Ende:
Opusculum hoc compositum est (a Michaele Coccinio thubingensi) anno domini 1502 Quinto kalendas augustj. Die eingeklammerten Worte sind in der Handschrift durchgestrichen.
Das bislang verschollen geglaubte Werk Köchlins ist also doch erhalten!
Bekannt wurde Köchlin durch ein zeitgeschichtliches Werk “De rebus gestis in Italia”, von dem aber nur das vierte Buch in einem zeitgenössischen Druck 1512 vorliegt. Ganz ist Köchlins Geschichtswerk in der Handschrift 3362 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien überliefert. Sie ist, wie Mertens durch Schriftvergleich mit eigenhändigen Einträgen im Tübinger Universitätsarchiv feststellte, kein Autograph.10

Der Wiener Codex liegt digitalisiert vor.11 Köchlin stellte die Kriege Maximilians gegen Venedig 1507-1512 dar. Mertens blieb unbekannt, dass Ferdinand Jančar 1897 eine handschriftliche Wiener Dissertation vorgelegt hatte (2025 nun im Internet abrufbar). Der zweite Band enthält eine Transkription von Cod. 3362. In einer Wiener Magisterarbeit edierte und besprach 2010 Andreas Wagner einen kleinen Teil von Köchlins Werk aus der Wiener Handschrift.12
Quellen und Literatur
Opusculum Michaelis Coccinij Tübingensis alias Köchlin dicti. De imperij a Grecis ad Germanos tralatione (Straßburg 1506) – VD 16 K 1677, K 1678 (MDZ)
Eutropij decem libri historiarum (Krakau: Joh. Haller 1510) (MDZ), (Nationalmuseum Krakau) und weitere Digitalisate
Auf der Titelrückseite der Eutrop-Ausgabe Brief von Köchlin an den Leser, Krakau 15. Februar 1510
Opuscülum Michaelis Coccinij Tübingensis: De rebus gestis in Italia (Straßburg 1512) – VD 16 K 1679 (ÖNB Wien)
Expugnatio Brixiae ad episcopum Gurcensem. In: [Caspar Hedio]: Paraleipomena Rerum Memorabilium a Friderico II. usque ad Carolum V. […] (VD 16, H 932), an: Chronicum Abbatis Urspergensis (Straßburg 1537) – VD 16 B 9801, S. CCCCLXIIII – CCCCCLXVI (MDZ)
Mertens 2008 hält die von Ranke vorgeschlagene Verfasserschaft Köchlins für wahrscheinlich, während Krieger 1886, S. 9-16 sie ablehnte. Das von ihm angeführte “vidi” will Mertens auf Veit Fürst beziehen.
Friedrich Gotthilf Freitag: Adparatus litterarius 1 (1752), S. 560-565 (GBS)
Beschreibung des Opusculum 1506
Leopold von Ranke: Zur Kritik neuerer Geschichtsschreiber (1824), S. 139f. (MDZ)
Adalbert Horawitz: Coccinius, Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 378–381 (Wikisource)
Haller 1929, S. 88*: “flüchtig und fehlerhaft”
Albert Krieger: Über die Bedeutung des 4. Buches von Coccinius’ Schrift “de bellis Italicis” für die Geschichte Kaiser Maximilians des I. (1886) (GBS)
Wohlwollend rezensiert in: Literarisches Centralblatt 1888, Sp. 479 (GBS); Deutsche Litteraturzeitung 1887, Sp. 347f. (GBS); Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 1887, S. II,64 (GBS); Revue historique 37 (1888), S. 191 (GBS). Kritisch dagegen: Ludwig von Pastor: Geschichte der Päpste 3 (1895), S. 620 Anm. 2 (GBS). Haller 1929, S. 89* nennt die Dissertation unbedeutend.
Ferdinand Jančar: Über die geschichtliche Bedeutung der ersten drei Bücher von Coccinius’ Schrift: Commentarii de bello Maximiliani cum Venetis gesto. 2 Bände, Dissertation Wien 1897 (UB Wien)
Erich Siedersleben: Die Schlacht von Ravenna (11. April 1512). Dissertation Berlin 1907, S. 14 (GBS)
Paul Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung in Deutschland unter dem Einfluss des Humanismus (1910), S. 98, 123 (Wikisource)
Johannes Haller: Die Anfänge der Universität Tübingen 1 (1927), S. 237f. (UB Tübingen); 2 (1929), S. 88f. (UB Tübingen)
Charles Oman: A History of the Art of War in the Sixteenth Century (1937), S. 138–150 (GBS)
Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Hrsg. von Hans Rupprich (1934), Nr. 234 (UB Heidelberg)
Brief an Celtis vom 23. März 1500
Heinrich Grimm: Köchlin (Coccinius), Michael. In: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 293f. (MDZ)
Dieter Mertens: Michael Köchlin. In: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon 1: A–K (2008), Sp. 1297–1309
Dieter Mertens: Michael Coccinius (Köchlin) aus Tübingen zwischen Universität und großer Politik. In: Tubingensia. Impulse zur Stadt- und Universitätsgeschichte. Festschrift für Wilfried Setzler zum 65. Geburtstag (2008a), S. 165–185

Andreas Wagner: Non possum non detestari Germanorum discordiam ignaviamque. Nationale Verantwortung und deutsche Identitätsstiftung im frühen 16. Jahrhundert in Michael Köchlins Commentarii de bello Maximiliani cum Venetis gesto. Magisterarbeit Wien 2010 (UB Wien)
Internetquellen
Repertorium Academicum Germanicum
Paul Berthold Rupp: Oberdeutsche Personendatenbank
Wikipedia
unbefriedigend
Nachträge
5.9.2025 https://geschichtsquellen.de/autor/25576 29.9.2025 Anlässlich der Online-Stellung der ehemals Donaueschinger Handschrift liest man in den Geschichtsquellen: “Abhandlung über das Verhältnis von Kaisertum und Papsttum, gegliedert in 3 “Propositiones” und 15 “Conclusiones”, am Ende datiert 1502 Juli 28. Der erhaltenen Fassung ist jedoch eine Widmung an Kaiser Maximilian I. vorangestellt, sie kann deshalb frühestens 1508 entstanden sein.”
- Es ist ein Jammer, dass von dem Dieter Mertens geleiteten Bebel-Online-Projekt nur geringe Reste erhalten blieben. Die von mir 2011 angezeigten Dateien im Internet Archive sind inzwischen nicht mehr alle vorhanden! [↩]
- Das Schreiben edierte Mertens 2008a, S. 185 (PDF). [↩]
- Mertens 2008a, S. 182f. [↩]
- Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Inc.fol.2420 = INKA 10001309. Erwähnt von mir in: https://archivalia.hypotheses.org/98966. [16.7.2025 Besitzeintrag:
Das Kloster, dem der Band gehörte, ist nach Auskunft der WLB nicht Zwiefalten. Möglicherweise bezieht sich ein Stempel auf die Gemeinschaft:
Die Scans habe ich der WLB zu verdanken. Aus meiner Sicht ist die Reihenfolge Bebel – Köchlin – Kloster wahrscheinlicher als die umgekehrte.] [↩]
- Beziehungen zu ihm erwähnt ohne Einzelnachweis Mertens 2008a, S. 178. Zur Werkstatt: https://www.hist-einband.de/?ws=w000021. [↩]
- VI Kal. Augustas, gedruckt in den Bebeliana opuscula 1514, MDZ. Mertens 2008a, S. 181 Anm. 76 gibt stattdessen den 27.2.1512 an. Über Hermann: Paul Berthold Rupp: Oberdeutsche Personendatenbank. [↩]
- Wilfried Setzler in: Zwischen Mittelalter und Reformation. Religiöses Leben in Oberschwaben um 1500 (2021), S. 76; Volker Honemann in: Christian Humanism. Essays in Honour of Arjo Vanderjagt (2009), S. 22f. [↩]
- Ausführlich Mertens 2008a, S. 171-176. [↩]
- Barack-Katalog mit Nachtrag (WLB). [↩]
- Mertens 2008a, S. 169: Vergleich mit Universitätsarchiv Tübingen 15/17, Bl. 4v, 10v-11r (Digitalisat UB Tübingen). [↩]
- https://manuscripta.at/?ID=4523 mit Link zum Digitalisat. [↩]
- Wagner 2010, S. 27-32 nach Wien, ÖNB Cod. 3362, Bl. 333r-334v, 358r-360v. [↩]
Beiträge von Siegfried Neumann zur Erzählforschung
In der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern.
29.7.2025 https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Neumann_(Volkskundler)
Siegfried Neumann (1934-2025)
#erzählforschung
Wilhelm Werner von Zimmern: Stammtafeln, überwiegend schwäbischer Geschlechter – WLB Cod.Don.585
Goldring um 1300 in der Slowakei entdeckt
https://doi.org/10.1016/j.jasrep.2025.105203 (PAYWALL)
Über Ringe: https://archivalia.hypotheses.org/61016
NS-Aufarbeitung des Kanzleramts: 38 Prozent der höheren Beamten waren Ex-Nazis
Burgenlexika
Thomas Billers Überlegungen im Alemannischen Jahrbuch 69/70 (2021/2022)
https://doi.org/10.57962/regionalia-26284
sind weitgehend wertlos, da sie zu knapp gehalten sind und mit keinem Wort auf das Internet eingehen. Es wird lediglich erwähnt, dass die Beiträge der Zoom-Tagung „Burgeninventare, Burgenverzeichnisse, Burgenkarten“ künftig im Internet abrufbar sein sollen. Zu finden ist aber nur ein Programm der Tagung (PDF).
Zum Thema Burgenlexika: https://archivalia.hypotheses.org/178341
Ausgabe von Peter Harers Bauernkriegschronik online
Neuerscheinungen zur historischen Städteforschung 2024
Vorbildlich mit Inhaltsverzeichnissen, DOI und Open-Access-Kennzeichnung. Wie in Münster üblich, werde ich ignoriert:
Klaus Graf: Beschäftigung mit Schwäbisch Gmünder Stadtgeschichte: Von der Stadtbuchchronistik um 1500 zum Internet. In: Gmünder Studien 10 (2024), S. 74-95
Online:
https://archive.org/details/graf-stadtgeschichtsforschung-gmuender-studien-10



